Europäischer Protesttag zur Gleichstellung behinderter Menschen
Anlässlich des Europäischen Protesttages zur Gleichstellung behinderter Menschen am 5. Mai äußert die Schüler Union Nordrhein-Westfalen scharfe Kritik am Umgang der Minderheitsregierung in ihrer Amtszeit mit dem Thema Inklusion.
Bereits im Februar hat sich die rot-grüne Minderheits-Regierung endlich auf die Eckpunkte für die Umsetzung der Inklusion in NRW geeinigt. Ab dem Schuljahr 2013/14 sollen Kinder mit Behinderungen einen Rechtsanspruch auf einen Platz an einer Regelschule haben. Die Schüler Union (SU) NRW begrüßt diesen Fortschritt, allerdings erinnert sie daran, dass die UN-Behindertenrechtskonvention schon seit 2009 geltendes deutsches Recht ist. „Es ist zwar von äußerster Wichtigkeit, dass die Qualität der Inklusion nicht unter einer übereilten Umsetzung leidet“, äußert sich dazu Johanna Stowermann, die Landesvorsitzende der SU NRW, „allerdings müssen aufgrund der verspäteten Umsetzung/Einführung heute noch viele Kinder auf die Chance einer inklusiven Schulausbildung verzichten.“
Im Unterschied zu dem bisher geltenden integrativen System, welches die Eingliederung der aufgrund ihrer Behinderungen separat geförderten Schülerrinnen und Schüler anstrebt, sortiert eine inklusive Pädagogik erst gar nicht aus sondern ermöglicht es Kindern mit Behinderungen von Anfang an in die Mitte der Gesellschaft hinein- und mit ihr zu wachsen.
Voraussetzung für das Funktionieren der Inklusion ist die gezielte Schulung des Lehrpersonals öffentlicher Schulen durch verschiedene Fortbildungen und speziell darauf ausgerichtete Studieninhalte. Außerdem müssen spezialisierte Förderlehrkräfte in den normalen Lehrstuhl integriert und in die Unterrichtsgestaltung mit einbezogen werden.
Diese Umstrukturierung sonderpädagogischer sowie allgemeiner Schulen stellt eine besondere Herausforderung dar, nicht zuletzt auch finanzieller Art, welche ein Doppelsystem von Förderschule und Inklusiver Schule nur schwer realisierbar macht. Zwar wird nach wie vor die freie Wahl der Eltern behinderter Kinder zwischen diesen beiden Schultypen betont, allerdings besteht die Gefahr, dass die Auswahlmöglichkeiten durch das graduelle Auslaufen von Förderschulen zugunsten inklusiver Schulen immer weiter eingeschränkt werden.
Zudem ist es wichtig, dass das Ansehen von Förderschulen durch die Alternative des inklusiven Unterrichts nicht geschmälert wird. Eltern, deren Kinder nachweislich in sonderpädagogischen Einrichtung besser gefördert werden können als an inklusiven Schulen, werden verständlicherweise zögern, dürfen nicht den Eindruck haben, ihr Kind auf eine „Restschule“ zu schicken.
Daher ist ein wichtiger Bestandteil der Umsetzung von Inklusion vor allem die Öffentlichkeitsarbeit. Eltern von Kindern ohne Behinderungen müssen die Vorteile vermittelt werden, die inklusiver Unterricht auch für ihre Kinder hat. Inklusion bedeutet nämlich keineswegs, dass Schülerinnen und Schüler in ihrem individuellen Leistungspotential eingeschränkt werden, sondern sie steigert die sozialen Kompetenzen und das Selbstwertgefühl aller Kinder. Weiterhin muss das Ansehen sonderpädagogischer Einrichtungen erhalten und gefördert werden. „Die Inklusion bringt viele Vorteile für alle Kinder mit sich. Der entscheidende Punkt ist, die Eltern für dieses neue Konzept zu sensibilisieren“, betont Stowermann.
(Quelle: http://www.su-nrw.de/index.php?ka=1&ska=1&idn=22)